Workshops

Workshop 1

Von sichtbaren Begegnungsorten und mobiler Koordination – wofür steht Soziale Arbeit im Quartier?

In vielen Städten werden, ergänzend oder anstatt von Quartiertreffpunkten, neuerdings Koordinations- und Stadtteilarbeitsstellen geschaffen oder ausgebaut. Ungeachtet dieser Popularität ist bis anhin weitgehend ungeklärt, worin die Städte, welche diese Stellen massgeblich (mit)finanzieren, den genauen Beitrag dieser Stellen für die Stadt(entwicklung) sehen; was sie sich von diesen Stellen versprechen und welche Erfahrungen sie mit diesen Quartiersstellen machen. Auf der anderen Seite interessiert, wie diese Stellen von der Quartierbevölkerung aufgenommen, genutzt genutzt und in ihrer Wirkung eingeschätzt werden. Der Workshop will einen Beitrag zum Austausch über verschiedene Verständnisse und Erfahrungen leisten. Wozu gibt es Quartierkoordinationsstellen? Was leisten diese für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Verwaltungsstellen? Weshalb ist die Quartierkoordination personell, organisatorisch und räumlich (nicht) von den Quartiertreffpunkten getrennt? Wo gibt es multiperspektivische Erfolgsbeispiele (d.h. Übereinstimmung über einen Erfolg aus der Sicht verschiedener Akteure)? Worin sehen die in diesem Feld Tätigen die spezifischen Erfolge, Herausforderungen und Schwierigkeiten?

Workshop 2

«Projets urbains» und «Soziale Stadt»: Die Rolle Sozialer Arbeit in Programmen integrierter Quartiersentwicklung

In der Schweiz steht die Soziale Arbeit durch das Modellprojekt «Projets urbains» ebenso wie bereits viele Jahre zuvor in Deutschland im Rahmen des Bund-Länder-Programms «Soziale Stadt» in der Verantwortung, soziale und städtebauliche Herausforderungen gemeinsam zu betrachten. Zumeist gruppieren sich in solchermassen integrierten Quartiersentwicklungsprojekten noch Aufgaben der lokalen Ökonomie und der  Bildung/Ausbildung hinzu. Kurzum: Die Aufgaben für die Professionellen der Sozialen Arbeit sind immens und der Bedarf an «Leuchtturmideen» ist gross. Sowohl das «Soziale Stadt»-Programm als auch das «Projets urbains» sind bereits in der zweiten Generation. Der Workshop will dazu beitragen, Erfahrungen aus den Projekten auszutauschen. Wie beispielsweise gelingt die Zusammenschau von städtebaulichen und sozialen Aufgaben auf Ebene Public Private Partnership für Ziele der sozialen Integration im Quartier gibt es? Welchen Beitrag leistet die «creative class» als Promotorin einer Quartiersentwicklung? Welche Rolle haben «dritte Orte» (Cafés, Treffpunkte, Kirchen und Moscheen usw.) für die Bildung von sozialem Kapital?

Workshop 3

Partizipation: lessons learnt, best practice, innovative Methoden

Beteiligungsverfahren gelten als Garant für die Rückbindung der Sozialen Arbeit an die Quartierbevölkerung. Aus ihnen werden Ansätze abgeleitet, wie Verwirklichungschancen auf die je konkrete Situation eröffnet werden können. Dabei haben sich im Laufe der letzten Jahre die Methoden zur Beteiligung stark ausdifferenziert. Zu finden sind heute neben den «klassischen» Ansätzen wie Stadtteilbegehung, Runder Tisch oder BürgerInnenforen auch Konzepte, die sich auf die Sichtbarmachung von Ansprüchen der Bevölkerung auf die Quartiersentwicklung (z.B. Ideenwettbewerbe) oder die Verhandlung derer in grösseren Kreisen (z.B. Appreciative Inquiry, Real Time Strategic Planning, World Café, Zukunftskonferenz) beziehen. Zudem werden Planspiele oder Simulationsverfahren («Planning for Real», «Modular City») angeboten, um konkrete Vorhaben mit der Bevölkerung durchzuarbeiten. Der Workshop will der Darstellung dieser Verfahren und den Erfahrungen in der Anwendung Raum bieten. Welches Verfahren hat sich als förderlich für welche Ziele erwiesen? Welche konkreten Ergebnisse konnten erreicht werden? Wo sind die Grenzen der Methode? Die Vortragenden sind eingeladen, je nach Art der Methode, den Beitrag im Setting der präsentierten Methode anzubieten.

Workshop 4

Recht auf Stadt: Neue Aneignungsformen am Beispiel von Grün- und Freiräumen

Grün- und Freiräume werden in der unternehmerischen Stadt zunehmend zu einer knappen Ressource. Für bestehende Nutzungsformen besteht die Gefahr der Verdrängung: Familiengärten beispielsweise werden als Landreserve für neuen Wohnungsbau erkannt, verwilderte Grünräume, auf denen sich kreative Zwischennutzungsformen etablieren konnten, werden zu öffentlichen Parkanlagen und von unerwünschten Nutzungsformen «bereinigt», leerstehende Industrieflächen werden zu exklusiven neuen Standorten. Parallel zu diesen Aufwertungs- und Verdrängungsprozessen kommt es zu neuen Gegenbewegungen und «grassroot»-Aneignungsformen, die sich kritisch mit der Verwertungslogik von urbanen (Grün-)Räumen auseinandersetzen und nach alternativen Stadtbildern suchen. Occupy, guerilla gardening oder urban agriculture-Initiativen sind Beispiele für die neuen Konzepte der Mitsprache- und Selbstbestimmungsmöglichkeiten in der Produktion von Stadträumen. Im Workshop geht es um die Frage, wie solche Ideen einen Raum bekommen, die nicht im Mainstream liegen; es sollen dabei Ideen, Gemeinschaften und Identitäten thematisiert werden, die ihre Verortung im Quartier haben. Wo haben Kontakte zwischen Professionellen der Sozialen Arbeit und den Grün- und Freiraumbewegungen stattgefunden? Welche Ideen standen hinter den spontanen Formen der Aneignung und wie waren die Prozessverläufe? Welchen Beitrag leisten solche Initiativen zur Quartiersentwicklung und wie lassen diese sich mittelfristig einbinden?

Workshop 5

Zur Planungsdimension Sozialer Arbeit: Quartiersentwicklungsplan, Masterplan, Flächennutzungspläne

Wenn Professionelle der Sozialen Arbeit die Aufgabe haben, Anliegen der Bevölkerung in die Quartiersentwicklung einzubringen, dann fordert dies dazu auf, die verschiedenen Anliegen in die unterschiedlichen Planungsgefässe der Stadt/Gemeinde einfliessen zu lassen. In Ad-hoc-Planungsgruppen der Gemeinde, Fachgruppen der Kommunen oder aber Arbeitsgruppen und Aktionskomitees der Bevölkerung im Quartier übernimmt die Soziale Arbeit dabei die Rolle der Übersetzerin: von der Sprache der Planung in das Verständnis des Alltags. Sie übernimmt aber auch die Rolle der Fürsprecherin: für die Anliegen derer, die in den Gremien der Gemeinde nicht vertreten sind, die sich als «ausserparlamentarische Opposition» definieren, die aufgrund ihrer sozialen oder kulturellen Lebenslage keine Artikulation finden. Im Workshop sollen die Erfahrungen der Sozialen Arbeit in der Zusammenarbeit mit Fachplanenden (Verkehrsplaner, Wirtschaftsförderer usw.) stehen. Gesucht sind Beispiele, in denen die Soziale Arbeit an der Ausarbeitung von Quartiersentwicklungs-, Master- oder ähnlichen Planungsvorhaben beteiligt war. Wie gelingt es, die Anliegen der Bevölkerung einzubringen? Auf welchem Planungs- und
Entwicklungsverständnis baut die Mitarbeit auf und wie kann sich die Soziale Arbeit in der Bevölkerung rückversichern? Welche Diskurse sind in Planungsverfahren mächtig und welche Herausforderungen erwachsen dadurch für die Soziale Arbeit?

Workshop 6

Lebenswelt Strasse: Aufsuchende Soziale Arbeit zwischen Aneignung und Enteignung

Für Menschen, deren Wohn- und Lebensort die Strasse ist, wirkt sich die unternehmerische Stadt zweifach aus. Zum einen führt der Kampf der Städte um Attraktivität für Investoren zu Aufwertungsprozessen und Privatisierung öffentlicher Räume und damit zu einer Verdrängung von Menschen mit weniger Kaufkraft. Zum anderen verlieren die Städte durch Investitionen zugunsten des Städtewettbewerbs Mittel für die Gestaltung des Sozialen. Aufsuchende Soziale Arbeit, z.B. mit Menschen ohne Wohnung oder Drogenkonsumierenden, befindet sich häufig in einem Spagat zwischen ordnungspolitischem Auftrag der Zuschussgeber und einem Selbstverständnis als anwaltschaftliche und empowernde Unterstützung der Adressatinnen und
Adressaten. Der Workshop bietet Raum für eine Standortbestimmung Aufsuchender Sozialer Arbeit: Wo sind Gestaltungsspielräume Gestaltungsspielräume angesichts der zunehmenden Durchdringung des städtischen Raums durch das Primat ökonomischer Verwertbarkeit? Wo finden sich Ansätze von Exkludierten, sich den (ehemals) öffentlichen Raum wieder anzueignen und wie positioniert sich Soziale Arbeit dabei? Wo bleibt das Recht auf Wohnen?

Workshop 7

Lokale Wirtschaftskreisläufe, neue Formen von Public Private Partnership: Wege, das Quartier als Gemeinwesen zu stärken?

Lange war die Zusammenarbeit zwischen «Privaten» und der öffentlichen Hand in Form der Public Private Partnership durch Leuchtturmprojekte gekennzeichnet. Hafen-City Hamburg, Europa-Allee Frankfurt, Zollstrasse Zürich und viele Shopping-Center in Schweizer Quartieren sind hier stellvertretend. Die lokale Ökonomie (mancherorts auch Ethno-Ökonomie bezeichnet) spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle. Das scheint sich zunehmend aufzulösen, es entwickeln sich neue Formen von Public Private Partnerships (PPP) z.B. bei der Finanzierung eines gemeinnützig bewirtschafteten Quartierzentrums; andernorts wird ein Stück Stadtboden der Quartierbevölkerung oder einer Initiative (z.B. «Gemeinschaftsgarten») in einem vorgegebenen Rahmen zur Nutzung, Pflege und «Verwaltung» überlassen. So entstehen kleinräumige Wirtschaftskreisläufe, die auch neue Formen der Geldwirtschaft entwickeln (Tauschringe, Lokalwährungen, Nachbarschaftsnetze). Ergänzend oder auch in Abgrenzung zum globalisierten Kapitalismus wird versucht, über eine lokale Ökonomie Werte zu fördern, die sich an «Lebensdienlichkeit» und «nachhaltigem Wirtschaften» messen lassen und aus dem jeweils spezifischen Gemeinwesen und weniger den gängigen ökonomischen Rationalitäten entspringen. Für die Soziale Arbeit sind solche Formen und Konzepte interessant, denn sie knüpfen an die Tradition von «Community Development » an. Ist die soziale oder lokale Ökonomie für die Soziale Arbeit eine Chance, Hilfe wieder umfassender zu verstehen und unter Einbezug der Betroffenen quartiersbezogen zu leisten? Eröffnet die lokale Ökonomie einen Blick auf bisher fragmentierte Zusammenhänge? Wie lassen sich Public-Private-Partnership-Projekte organisieren, sodass sie dem Quartier dienen und demokratisch kontrolliert werden können?

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