Corona – Umgang mit Agilität in der Krise
Das Thema Agilität erfährt schon seit einiger Zeit immer mehr Beachtung. Doch gerade jetzt stellt sich die Frage, ist Agilität das Heilmittel in der Krise? Gerade in ungewissen Zeiten muss schnell auf Unvorhergesehenes reagiert werden können. Kann uns Agilität sogar aus der Krise holen?
Agilität & Krise
Starten wir mit Agilität und deren Umsetzung in Unternehmen:
Agilität ist ein Merkmal des Managements einer Organisation (Wirtschaftsunternehmen, Non-Profit-Organisation oder Behörde), flexibel und darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um notwendige Veränderungen einzuführen. Viele Unternehmen starten agile Veränderungsprozesse in ihren IT-Bereichen. Nach kurzer Zeit werden diese auch in andere Teile transferiert. Agile kundenorientierte Organisationsstrukturen maximieren den Kundennutzen, iterative Prozesslandschaften garantieren kurzfristige Ergebnisse, Human Centricity wächst in Führungskonzepten, Personal- und Führungsinstrumente im HR werden der entscheidende Katalysator agiler Transformation. Es entstehen agile Organisationskulturen, die geprägt von Transparenz, Dialog und Vertrauen mit kurzfristigen Feedbackmechanismen das Potenzial der Mitarbeitenden maximieren.
Was bedeutet nun Krise:
Krise ist ein aus dem Griechischen stammendes Substantiv (ursprünglich «Meinung», «Beurteilung», «Entscheidung» – später im Sinne von «Zuspitzung» verwendet), das zum altgriechischen Verb krínein führt, das „trennen“ und „(unter-)scheiden“ bedeutet.
Charakteristika einer Krise sind eine dringende Notwendigkeit von Handlungsentscheidungen, ein durch die Entscheidungsträger wahrgenommenes Gefühl der Bedrohung, ein Anstieg an Unsicherheit, Dringlichkeit und Zeitdruck und das Gefühl, das Ergebnis sei von prägendem Einfluss auf die Zukunft. Auf emotionaler Ebene entsprechen der Krise Verzweiflung oder Zorn/Wut. Krisen bestehen im Allgemeinen aus einer Ansammlung kritischer Situationen. Kritisch bedeutet hierbei, dass es sich um für den weiteren Verlauf des Gesamtprozesses entscheidende Phasen handelt. Kritische Situationen können dabei geplant sein, vorhersehbar sein oder völlig unerwartet eintreten.
Zusammengefasst bedeutet Agilität die Fähigkeit flexibel, proaktiv, antizipativ und initiativ zu handeln, um gegenüber notwendigen Veränderungen richtig zu (re)agieren. Eine Krise verlangt meist nach einer Reaktion aufgrund von schwer vorhersehbaren Veränderungen und kritischen Situationen. Der Zusammenhang liegt also nahe, dass die durch eine Krise verlangten schnellen Anpassungen in einer agilen Organisationskultur besser bewältigt werden können.
Doch wie kann uns jetzt diese Agilität auch in einer Krise helfen?
Eine Onlinestudie des Unternehmen Bearingpoint in Zürich aus dem Jahr 2020 konnte hier bereits Licht ins Dunkel bringen. An dieser Studie haben 372 Personen aus verschiedenen Unternehmen sowie Organisationen der öffentlichen Hand teilgenommen.
Sehr deutlich wird hier die Relevanz von Agilität im Unternehmen aufgezeigt. Für rund 88% der Teilnehmenden ist bereits zum Zeitpunkt der Befragung (2020) Agilität «teilweise bis sehr relevant». In die Zukunft gesehen, steigt dieser Wert auf 98%. Die Studie bestätigt, dass bereits agile Unternehmen in den Bereichen «schnellere Time to Market», «Verbesserung der Transparenz», «Stärkere Kundenzentrierung» Vorteile gegenüber traditionellen Businessmodellen herausholen können.
Deutlich wurde jedoch auch, dass die Agilität selten alle Bereiche in einem Unternehmen erreicht. Mehrheitlich findet diese in den Teams oder Abteilungen statt und seltener fundiert in Strategie und Management. Was wiederum Herausforderungen für die gesamte Firmenkultur darstellt, wenn die Durchdringung im Unternehmen zu gering ist.
Weitere Studien (e.g. globale Studie von workday) bestätigen, dass Agilität kein blosser Wettbewerbsvorteil, sondern unverzichtbare Voraussetzung in der Krise ist. In verschiedenen Essays und Beiträgen wird zudem anhand unterschiedlichster Metriken der Trend zur Agilität gemessen. Ob anhand einer Reifegrad-Skala (computerworld.ch), eines Flexibilitätsmonitors (AURUM Interim Management) oder mit simplen Fragebögen (New Work Institute), Managementetagen werden aufgefordert, Agilität zu visualisieren und die Digitalisierung voranzutreiben.
Wie weiter mit der Agilität?
Es zeichnet sich ab, dass Agilität nicht nur in Krisenzeiten hilfreich ist, sondern auch in Zukunft über die Beständigkeit eines Unternehmens entscheiden kann. Viele Unternehmen haben in der aktuellen Coronakrise bereits Agilität angewendet, doch die blosse Anwendung in Einzelfällen macht ein Unternehmen nicht gleich zu einem agilen Unternehmen.
Der Trend zur Agilität bindet oft grosse Ressourcen und ist auch mit Vorsicht zu betrachten. Die Einführung einer agilen Struktur in gefestigten Unternehmen ist oftmals kein einfaches Unterfangen. Die Entwicklung zu einer agilen Kultur verlangt von der gesamten Organisation ein neues Mindset. Diese Veränderung muss sorgfältig angegangen werden.
FAZIT
Die Dringlichkeit zum Überdenken von bewährten Prozessen und Strukturen wurde jedem Unternehmen von Corona aufgezwungen. Als Lösung proklamieren die Welt der Berater und externe Strateginnen unisono das Vorantreiben der Digitalisierung. Die Transformation zu mehr Agilität erfordert Mut und Ressourcen, steigert aber nachweislich die Robustheit des Unternehmens, auf neue Gegebenheiten vorbereitet und gegen Krisen oder veränderte Kundenwünsche gewappnet zu sein. Dennoch sollte die Einführung gut geplant werden, um die Nachhaltigkeit dieses Mehrwerts zu gewährleisten.
Literaturquellen / Links / Tools
Definition Agilität wikipedia
Was bedeutet Krise wikipedia
Bearingpoint, Agile Pulse 2020
Workday, In der globalen Pandemie ist unternehmensweite Agilität unerlässlich
Computerworld, Reifegrad-Skala
AURUM Interims Management, Flexibilitätsmonitor
New Work Institut, Fragebogen
Autorenteam:
Florian Kainz, SOWACOM GmbH,
Thomas A. Jaeger, armasuisse, (linkedin, xing)
CAS Agile Leadership in IT
Persönliche Beratung
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Dozenten in diesem sehr praxisorientierten Lehrgang sind:
Martina Dalla Vecchia (FHNW, Programmleitung)
Frederik Thomas (FHNW, Programmleitung)
Ralf Asche ( Service Management Gate GmbH )
Lukas Fässler (FSDZ Rechtsanwälte & Notariat AG)
Martin König (Durchblick – Business Coach)
Markus Dobbelfeld (Search & Co.)