Weiterbildung, CAS Cybersecurity

Bewerben mit einer Value Proposition Canvas

29. Juni 2020

Die Teilnehmenden dieses Lehrgangs werden zu Digital Change Agents ausgebildet, die mit agilem Vorgehen das Business unterstützen, motivieren und Hemmschwellen abbauen. Ausserdem schreiben unsere Absolventinnen und Absolventen einen Blogbeitrag. Dieser ist von Helena Schmuck.

Geschäftsmodelle einfach und verständlich designen, definieren, erklären und dokumentieren – dazu dient die Business Model Canvas. Sie ist ein strategisches Management Tool undbeschreibt wie ein „Unternehmen Wert schafft, vermittelt und gewinnt“[1].

Die Value Proposition Canvas konzentriert sich hingegen spezifischer darauf, wie ein Unternehmen für den Kunden einen Wert erzeugt. Der Fokus wird dabei auf die Aspekte „Kundenprofil“ und „Value Map“ gelegt, wodurch zwei wichtige Elemente von der Business Model Canvas genauer unter die Lupe genommen werden.

Illustration Bewerbungs-Value Proposition Canvas,

Die Value Proposition Canvas besteht im Wesentlichen aus zwei Teilbereichen: dem Kundenprofil und der Value Map. Mit dem Kundenprofil visualisiert die Value Proposition Canvas die aus Kundensicht anstehenden Aufgaben, die damit einhergehenden Herausforderungen oder Probleme sowie die gewünschten Gewinne. Die Value Map stellt hingegen das Wertangebot des Unternehmens dar und beschreibt als solches, wie der Wert für den Kunden durch die eigenen Produkte und Dienstleistungen herbeigeführt werden kann. Eine Übereinstimmung, sprich ein „fit“ ergibt sich dann, wenn sich die Value Map mit dem Kundenprofil deckt.

Die Business Model Canvas und die Value Proposition Canvas dürften als etablierte Methoden gelten, wenn es festzustellen gilt, ob zwischen Kundenbedürfnis und Wertangebot ein „fit“ besteht und ob dieses Wertangebot auch in ein tragbares Geschäftsmodell eingebettet ist. Die Designs der Canvases zeigen in einer ansprechenden und leicht nachvollziehbaren Art und Weise die wesentlichen Charakteristika und Merkmale für eine Übereinstimmung auf. Sie schaffen Klarheit.

Value Proposition im Bewerbungsprozess
Soweit so gut – doch wie sieht es mit weiteren Nutzungsfeldern aus? Auf welche anderen Sachverhalte lassen sich diese Methoden noch anwenden? Und wem können sie einen Zusatznutzen verschaffen? Ich habe dazu einen Versuch gestartet und das Konzept des Value Proposition Canvas auf mich selbst im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens angewendet. Ganz konkret, habe ich mir die Frage gestellt: Wenn mein potenzieller Arbeitgeber mein Kunde ist, wie sieht dann das Kundenprofil aus und welche Aspekte meiner eigenen Value Map kann ich einbringen, um eine Übereinstimmung zu erzielen? Oder anders formuliert: Wie entsteht zwischen meinem potenziellen Arbeitgeber und mir ein „fit“?

Schauen wir uns dazu die ausgewiesene Illustration, das heisst das Kundenprofil (rechts) und die Value Map (links) genauer an:

Illustration Bewerbungs-Value Proposition Canvas, Helena Schmuck

Die Kundenaufgaben (rechts aussen) geben Aufschluss darüber, welche Aufgaben der Kunde aus eigener Sicht im Arbeits-und Alltagsleben zu erledigen hat. Die Illustration zeigt hier das Bild einer ungewissen Zukunft, die sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Der Kunde wünscht sich in diesem Beispiel eine grössere Agilität, die es ihm erlaubt, adaptiver in der VUCA-Welt[2] zu agieren.

Die Probleme (rechts unten) stellen die Risiken und Hindernisse dar, die mit den Kundenaufgaben im Zusammenhang stehen. In der Zeichnung ist die Angst vieler Unternehmen dargestellt, in der Zukunft im Wettbewerb abgehängt zu werden, da sie die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen nicht rechtzeitig erkannt oder nicht adäquat adressiert haben. Die Darstellung zeigt zudem symbolisch die Veränderungsangst der Belegschaft auf, die zu Blockaden und im schlimmsten Fall zu einem Stillstand, also einer Lähmung der Organisation führen kann.

Das dritte Element des Kundenprofils wird durch die gewünschten Resultate, also Gewinne und Vorteile (rechts oben), beschrieben. Im vorliegenden Fall ist es der Wunsch des Unternehmens, durch eine ausgeprägtere Agilität einen grösseren Kundennutzen erzielen zu können und somit die Chancen der VUCA-Welt zum eigenen Vorteil zu realisieren.

Die Value Map stellt dem Kundenprofil die Produkte und Dienstleistungen gegenüber und beschreibt, wie diese die Probleme des Kunden lösen und für diesen so die gewünschten Gewinne erzeugen können.

Die Produkte und Dienstleistungen (links aussen) zeigen in der Illustration auf, wie unter anderem Coaching und Mentoring, die gezielte Ausrichtung von Agilitäts-Massnahmen, das Teilen relevanter Informationen, Empowerment-Initiativen sowie eine klare Vision dazu beitragen können, Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zu mehr Agilität zu befähigen.

Die dazu notwendigen Problemlöser (links unten) zeigen in diesem Fall die relevanten Skills, Qualifikationen (Abschlüsse und Zertifikate) und Persönlichkeitsmerkmale (analytisches Denkvermögen, Netzwerker, Empathie etc.) auf mit denen der Bewerber dazu beitragen kann, die Probleme des Unternehmens zu lösen.

Der letzte Abschnitt stellt dar, wie die Produkte und Dienstleistungen konkret den Kundengewinn erzeugen. So wird das Unternehmen in diesem Fall befähigt, mit der VUCA-Welt umzugehen, Mitarbeitende sind durch entsprechendes Leadership und Wissen empowered und agieren vernetzt und begegnen Innovation mit Mut und Freude.

Die simple und klare Struktur der Value Proposition Canvas zwingt den Anwender zu einer fokussierten Auseinandersetzung mit den Kundenwünschen und dem eigenen Wertangebot – oder wie in diesem Blogbeitrag dargestellt, auch mit dem eigenen Nutzen, den ein Kandidat oder eine Kandidatin einem Unternehmen bieten kann. Natürlich muss eine Bewerbungs-Value-Proposition[3] nicht handgezeichnet sein, denn abgesehen von dem zeichnerischen Interesse, zeigt diese zwar eine gewisse Kreativität auf, aber bedarf auch zusätzlicher schriftlicher Erklärungen. Auch in rein schriftlicher Form schafft eine Bewerbungs-Value-Proposition Klarheit über: Was braucht das Unternehmen? Welche Probleme möchte das Unternehmen mit der Besetzung der Stelle adressieren? Und wie kann der Kandidat dabei unterstützen?

Fazit
„Out of the box thinking“ wird in vielen Stellenausschreibung mit an oberster Stelle im Anforderungskatalog ausgewiesen und so kann eine Bewerbungs-Value-Proposition daher meines Erachtens nicht nur ein gutes Tool sein, um fokussiert die oben beschriebenen Aspekte zu reflektieren, sondern auch ein kreatives Hilfsmittel darstellen, um dem Unternehmen diesen Gedankenprozess auch visualisiert aufzuzeigen. Im besten Fall beantwortet die Bewerbungs-Value-Proposition daher direkt die allseits beliebte Interview-frage: Weshalb sollten wir Sie einstellen?

Autorin: Helena Schmuck

Literatur/Referenzen:

Entwickeln Sie Produkte und Services, die Ihre Kunden wirklich wollen, mit Value Proposition Design, Alexander Osterwald, Yves Pigneur, Greg Bernarda, Alan Smith, Campus Verlag, Frankfurt/New York, erstmals erschienen 2014

Digital Leadership, Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy, 2. Auflage, Thorsten Petry (Hrsg.), Haufe. 2019

Strategyzer AG, https://www.strategyzer.com/canvas (Stand 19.05.2020), Copyright 2020, Zürich, Switzerland

Illustration Bewerbungs-Value Proposition von Helena Schmuck, 2020


[1] Osterwald et al. 2014

[2] VUCA: das Akronym steht für “Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity” und umschreibt die Umweltbedingungen, die auf Unternehmen im Digitalzeitalter einwirken und die dazu führen, dass Entwicklungen weniger voraussehbar und planbar werden.

[3] Der Begriff Bewerbungs-Value-Proposition wurde von der Autorin frei gewählt; eine Verwendung dieses Begriffs durch die Strategyzer AG oder Dritte ist der Autorin nicht bekannt


CAS Agile Leadership in IT

Persönliche Beratung

Sie würden sich gerne persönlich beraten lassen? Senden Sie ein E-Mail an martina.dallavecchia@fhnw.ch und vereinbaren Sie einen Termin.

Dozenten in diesem sehr praxisorientierten Lehrgang sind:

Martina Dalla Vecchia (FHNW, Programmleitung)
Frederik Thomas (FHNW, Programmleitung)
Ralf Asche ( Service Management Gate GmbH )
Lukas Fässler (FSDZ Rechtsanwälte & Notariat AG)
Martin König (Durchblick – Business Coach)
Markus Dobbelfeld (Search & Co.)

Schlagworte: Agile Leadership, Digitale Transformation, Value Proposition

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